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Helena

  • 08 .Dez .2014

Ilona erzählte mir, dass Dir nicht mehr viel Zeit bleibt und man in Portugal schon über das Einschläfern nachdenkt, Kurzerhand hat Ilona Flugpaten gefunden und Du kamst am 07.07. in Hamburg an.

Ich war echt auf alles gefasst, doch als ich die Box am Flughafen öffnete, kam mir ein schwänzelndes, mich sofort küssendes Seelchen aus der Box entgegen. Ich muss gestehen, es war sofort um mich geschehen.

Wir fuhren nach Hause und ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob das alles nicht zu viel werden wird, da wir am nächsten Tag in den Urlaub wollten. Auch das war für Dich das Normalste auf der Welt, Hauptsache, Du durftest dabei sein. Nach fast 4 Stunden Fahrt waren wir endlich da, Du bist schon wieder in einer fremden Umgebung gewesen, wieder alles neu und fremd, aber Lebehund, wie Du warst, bist Du rein in die Wohnung, eine Runde rum und zack aufs Sofa, Dich von der Fahrt erholen.

Innerhalb kürzester Zeit hast Du Dich sehr gut erholt und bist wie eine Irre durch den Wald gerannt, zick zack auf dem Feld und über Stock und Stein.... Du warst nicht zu bremsen. Ich muss gestehen, wir haben uns alle freudig von dem Gedanken der Sterbebegleitung verabschiedet.

Doch am 23.11. wurde klar, dass uns nicht mehr viel Zeit bleiben wird. Wir haben uns gerade erst ein neues, größeres Bett gekauft (wegen chronischem Platzmangel war dies dringend nötig), auch das hast Du gleich zu schätzen gewusst und die ersten Nächte in meinem Arm geschlafen. Vorher war Dir das immer zu warm, zu eng und nervig, dass man den Platz noch teilen muss, aber auch diese Erfahrung wolltest Du unbedingt noch mitnehmen.

Ach, mein Helenchen, hätte ich mit irgendwem verhandeln können, hätte ich so gerne noch Jahre für Dich rausgeschlagen. Du wolltest noch nicht gehen, das habe ich schnell verstanden und auch, dass Du um jeden weiteren Tag gekämpft hast, war mir bewusst. Ich bin dankbar für die Zeit mit Dir, so traurig wie ich bin, muss ich aber dennoch immer lächeln, wenn ich an Dich denken muss.

Im Urlaub hast Du es ernsthaft gebracht, mich richtig zu linken, das Sofa war komplett belegt und Du wolltest auf keinen Fall auf dem Boden oder nem dummen Hundebett liegen, also hast Du mir kurzerhand die Fernbedienung vom Tisch geklaut und so ganz provokant mit auf ein Hundebett genommen, also stand ich auf, um sie zu holen… Ende vom Lied war, dass ja durch Zufall ein Platz auf dem Sofa frei geworden war und Du Dich selbstverständlich sofort häuslich eingerichtet hast.
Deine Vorliebe für Weintrauben war auch schnell klar, bevorzugt die hellen, kernlosen Trauben, obwohl Du die anderen auch genommen hast, um mir dann die Kerne wieder hinzuspucken... Ich habe vorher nie einen Hund so genüsslich Weintrauben essen sehen, die ganze Rebe wurde geschnappt und mit aufs Sofa vor den Fernseher oder auf die Essbank genommen, um dann wirklich Traube für Traube abzuziehen und zu essen. Als Andy Dir die Trauben wegnehmen wollte, hast Du schnell gemerkt, dass Du nur etwas knurren musstest, damit ihm der Appetit verging.

Ich wusste, dass Du nur Show machst, aber ich musste dann so über Deinen zufriedenen Gesichtsausdruck lachen, als Du Andy vertrieben hast.

Und ich werde nie den Glanz in Deinen Augen vergessen, diesen erstaunten Blick, als Du Deinen ersten Fleischknochen bekommen hast. Du warst für einen Moment im Paradies und der glücklichste Hund der Welt.

Ich werde Deine Eskimoküsschen vermissen, Dein dezentes, wenn auch sehr erfolgreiches Betteln und Deinen Charme, sich in jedes Herz zu schleichen.

Kurz vor Deinem Tod hast du mich ein letztes Mal geküsst, so wurde ich von Dir begrüßt und auch verabschiedet, als wüsstest Du, wie sehr mir das fehlen wird.

Am 07.12. hast Du Deine letzte Reise angetreten und ich hoffe, dass ich Dir wenigstens in der kurzen Zeit, die uns blieb, Deine schönste Zeit bereiten konnte, so wie Du es verdient hattest nach all den Jahren in der Garage und im Tierheim.

Ich bin dankbar für jeden einzelnen Tag, an dem ich Dich einzigartige Seele bei mir haben durfte!