Nach langer Zeit werde ich nun auch wieder beginnen, hier weiter zu schreiben von unserem /meinem Tierschutzalltag.
Es war ein hartes Jahr und es ist auch jetzt nicht wirklich einfacher und wird es wohl auch nicht werden. Willkommen im Leben.
Ich bin kein wirklicher "Vereinsmeier", von daher weiß ich nicht, was normal ist, wenn man ehrenamtlich arbeitet und ob es normal ist, dass man mit fast allem, wenn es darauf ankomm, dann am Ende doch alleine da steht?
Mag so sein, ich habe kein Verständnis dafür. Mir sind die Gründe auch völlig egal - habe es mir anders überlegt, habe keine Zeit mehr, bin krank, zu schwach ... was auch immer, es interessiert mich nicht und es macht mich inzwischen einfach nur noch stinkesauer.
Wenn ich etwas übernehme, dann weiß ich doch, was ich tue und überlege mir das vorher oder nicht?
Ich tue es doch nicht für mich, ich mache es für die Tiere und wenn ich dann einfach nicht mehr tue, was ich zu tun versprochen habe, schade ich der Sache und blockiere die anderen in ihrem Tun, oder nicht?
Schön auch, dass von so gut wie niemandem eine klare Ansage kommt, ich melde mich dann einfach nicht mehr und ignoriere alles - finde ich klasse, wenn man noch nicht mal in der Lage ist, klar zu kommunizieren und zu sich zu stehen und ich, wie letztes Jahr mehrfach geschehen, einfach mit allem alleine da sitzen gelassen wurde.
Ich habe versucht, so gut es ging, alles alleine zu machen, weiter alles zu managen und zu regeln im Sinne der Tiere, so gut ich eben konnte und das oft weit über meine eigenen Grenzen hinaus.
Vielleicht war es gut, dass ich vor lauter Funktionieren gar nicht mehr zum Denken kam, vielleicht war es auch gut, vorübergehend auch meine körperlichen Symptome zu ignorieren - ich habe noch niemals vorher meine Stimme verloren - letztes Jahr schon. Und ich hatte wieder Ohrenschmerzen wie zum letzten Mal in meiner Kindheit.
Ja, diese Ignoranz hat mich sprachlos gemacht und ich wollte keine Ausreden und Selbstlügen mehr hören. Aber ich habe mein Ziel, für die Tiere da zu sein, meine Dinge zu Ende zu bringen. Deswegen nie aufgegeben. Ich habe ihnen ein Versprechen gegeben, es ist eine Abmachung und für mich ist es selbstverständlich, meine Versprechen zu halten.
Ich dachte, es handle sich um eine vorübergehende Durststrecke; ich dachte, dass ich mit all meinen beruflichen Erfahrungen, auch im Führungsbereich, gut vorbereitet bin, mit jahrelanger persönlicher Entwicklungsarbeit und einem langjährigen Einarbeiten in die ganze Materie nun wusste, was auf mich zukommen würde ....
Aber nein, es hilft nicht wirklich, der Ohnmacht zu begegnen und der eigenen Hilf - und Fassungslosigkeit, die man dabei empfindet. Festzustellen, dass Bewusstseinsarbeit für viele Menschen lediglich ein esoterischer Begriff zu sein scheint, für den man bestimmt noch Lichtjahre Zeit hat, sich alleine nur über das Wort mal Gedanken zu machen.
Mir begegnen derzeit nur wenige, die sich Gedanken machen über das Leben, über das, was sie lieben und beschützen sollen und wollen. Die meisten sind viel zu sehr mit sich und ihren kleinen Problemchen beschäftigt, als dass sie um sich rum noch etwas anderes wahrnehmen, geschweige denn noch zusätzliche Arbeiten im gemeinnützigen Bereich übernehmen könnten.
Erschreckend auch, zu sehen, wie viele Menschen die "Ware" Tier einfach nur "kaufen" wollen und denken, die Tierheime und Tierschutzorganisationen seien ein Selbstbedienungsladen, wo man wahllos alles erstehen kann, was man so möchte.
Noch erschreckender die Erkenntnis, bei vielen Tierschutzorganisationen herrscht eine ähnliche Meinung und es geht darum, möglichst viele Tiere vermittelt zu haben, Quantität vor Qualität.
Und schlagartig wurden mir viele meiner aktuellen Probleme klar - was habe ich erwartet, was passiert, wenn ich versuche, einen Tierschutzverein zu etablieren mit hohen ethischen Werten und einem breitgefächerten Wissen?
Da steht man zuerst mal mittem im Sumpf und dann trennt sich langsam oder hin und wieder auch schneller, die Spreu vom Weizen.
Und ich habe viel nachgedacht, bin denke, ich bin noch um ein Vielfaches klarer geworden, habe nun auch wieder eine klare Ausrichtung und langsam kommen auch wieder Menschen, die sich mit mir auf eine lange Reise zu sich selbst machen wollen und dabei die Achtung und den Respekt gegenüber anderen Lebewesen bereits in sich tragen und auch ihren Platz in dieser, unserer Gruppe einnehmen möchten.
Ich werde nun auch wieder mehr und mehr berichten aus meiner /unserer Arbeit und denke, es ist nun auch wieder an der Zeit, sich mitzuteilen, damit man auch die richtigen Leute anziehen kann, die sich in meinen Worten und in unserem Tun wiederfinden können.