Die Geschichte von Snickers las sich traurig und es brauchte mitfühlende Menschen, um diesen sensiblen Buben endlich wieder fröhlich zu machen. Und da ich ihn so traurig nicht an seiner Kette hängen lassen wollte und guter Hoffnung war, für ihn in Deutschland ein schönes Zuhause zu finden, nahmen wir ihn in die Vermittlung auf und holten ihn aus der Tötung.
Es dauerte auch nicht wirklich lange, da meldete sich seine Familie und Mutter und Tochter wollten Snickers, nach längerer Trauerzeit um ihren letzten verstorbenen Hund, ein liebevolles Zuhause geben. Und so kam Snickers Anfang Mai mit einer Flugpatin in Frankfurt an. Er war so völlig anders als beschrieben und von den Hunden, die mitgekommen sind, war er mit Abstand der coolste. Er stieg ganz cool aus seiner Box aus, ließ sich problemlos streicheln, lag entspannt da und schaute sich alles an. Lief auch ungewöhnlich relaxt durch den ganzen Flughafen zum Parkhaus und stieg problemlos ins Auto. Heimfahrt kein Problem, zuhause kein Problem- lag entspannt im Garten und sprang auf einmal aus dem Nichts auf, und ganz selbstverständlich aus dem Stand über das doch recht hohe Gartentor und rannte davon. Meine Güte, da war der Schreck und die Aufregung groß. Ich dachte noch -mhhh ein so cooler, traumatiserter Hund, hoffentlich gehört er nicht zu der Sorte, die nach außen völlig cool sind und in denen es innerlich brodelte. Andererseits hatte er sich ja eng seiner Freundin Jolie angeschlossen gehabt und ich konnte nicht sagen, was da schon alles an positiven Erfahrungen in der Pflegestelle in Portugal passiert war......
Der Schreck war bei allen groß und wir haben versucht, ihn einzufangen- was überhaupt nicht klappte. Er blieb zwar im gleichen Bezirk, wir sahen ihn auch immer wieder durch die Straßen im Ort laufen, aber er hatte keinerlei Anbindung an niemanden und stoppte immer kurz, wenn man ihn ansprach, um dann erst recht wieder loszurennen. Da wir zügig feststellen konnten, dass er, wenn ihn keiner "jagt" gut auf Autos und Verkehr achtete, dieses aber nicht mehr tat, wenn er sich verfolgt fühlte, brachen wir die Suche ab und warteten ab, bis er müde wurde und sich von alleine wo hinlegte. Davon hofften wir ausgehen zu können, da er trotz allen Erfahrungen ein sehr menschenfreundlicher Hund war. Und da es inzwischen auch schon abends spät war, dauerte es auch nicht lange, da bekam Marion (die ihn als einzige schon ein klein wenig kannte, weil sie ihn abgeholt hatte), endlich den langersehnten Anruf, er liege auf einem Waldparkplatz und sei völlig erschöpft. Marion machte sich sofort mit seiner Decke auf den Weg und er freute sich, Marion zu sehen und blieb schwanzwedelnd liegen.
Die Erleichterung war natürlich grenzenlos bei allen Beteiligten und es zeigte sich in der Zukunft, dass Snickers der perfekte Hund ist- er ist sehr menschenbezogen, ohne seine Decke geht er im Haus nirgendwo hin und zieht sie immer hinter sich her (das hat er von Freundin Jolie in Portugal gelernt :-) ), ist extrem anhänglich und schmusebedürftig und schläft gerne im Bett und auf der Couch. Man kann ihn problemlos überall mit hinnehmen- nur größere Menschenansammlungen und Hundeplätze sind ihm nicht geheuer- weswegen diese nun auch erst mal gemieden werden. Er kann auch alleine bleiben; interessant ist, dass er gekochtes Essen nicht verträgt, er frisst es gerne und geht dann schnurstracks in den Garten, um alles wieder zu erbrechen. Ob er das wohl auch verknüpft mit irgendwelchen schlechten Erfahrungen?
Und jeden Abend zwischen 19 und 20 Uhr zeigte sich dieses Phänomen, mit einem riesigen Sprung abhauen zu wollen, über Wochen hinweg. Es war wie ein innerer Zwang und auch während dieser Zeit mit ihm spazieren zu gehen, funktionierte nicht wirklich. Er war nervös und unruhig- also mußte man daran denken, für diese Zeit im Haus zu bleiben oder Snickers mit einer langen Leine zu sichern- was ihn aber auch nicht davon abhielt, das Tor zu überspringen.
Der arme Kerl war völlig in Panik und es war nicht schwer zu erahnen, was wohl in Portugal passiert sein musste. Sein ehemaliger Besitzer kam sicherlich um diese Zeit nach Hause und hat ihn regelmässig misshandelt, seine fehlenden Vorderzähne sprechen ja auch eine klare Sprache. ;-(
Nach einigen Wochen verlor sich auch dieses Verhalten und er entdeckte den Garten und das Haus als seine Festung und Marion und Michaela als seine persönlichen Bodyguards. Als ich ihn letztlich wiedertraf, traf ich zwar einen vorsichtigen und Fremden gegenüber erst mal distanzierten Hund, aber er machte einen guten und angekommenen Eindruck und liebt seine Menschen heiß und innig und sie ihn.
Danke Marion und Michaela, dass Ihr Snickers, der nun Oskar heißt, ein so liebevolles Zuhause gebt und ihm mit so viel Verständnis begegnet. Ich bin sicher, er wird sich auch weiterhin bemühen, schnell zu lernen und sicherlich auch bald ein lustiger und selbstbewusster Hund werden.
Und hier noch mal zur Erinnerung, das ist Snickers noch in der Tötung :
Und das ist Snickers heute :
Auch wenn der Bub anfänglich für viel Aufregung gesorgt hat, er hat, denke ich, jetzt doch verstanden, dass sein Leben sich nun zum Guten gewendet hat. Und ich wünsche ihm und seiner Familie ein superschönes, glückliches Leben zusammen.