Jule (Julieta)

  • 30 .Jan .2020
 "Gott schaute in seinen Garten und sah einen freien Platz.
Dann schaute er auf die Erde herunter und sah Dein müdes Gesicht.
Er legte seinen Arm um Deine Schulter und hob Dich empor zu seiner Ruhe.
Gottes Garten muss wunderschön sein, denn er nimmt nur das Beste.
Er sah Dein Leiden, er sah Deine Schmerzen.
Er sah, dass Dein Weg schwer wurde, dass er zu schwer war weiterzugehen.
Er schloss Deine müden Augen und schenkte Dir seinen Frieden.
Es brach uns das Herz, Dich gehen zu lassen, aber Du bist nicht alleine gegangen,
ein Stück von uns ging mit Dir, an dem Tag als Gott Dich heim rief. "
 
Ja, bei manchen Hunden fragt man sich wirklich, warum sie so ein Pech haben und Abschied immer ein Thema ist in ihrem Leben.
Schicksal? Aufgabe? Wer weiß...
 
Julieta wurde ca. 4 jährig trächtig auf der Straße gefunden und von irgendwem ins Tierheim in Sintra (Portugal) gebracht. Irgendwer hatte sie einfach ausgesetzt. Da wurde sie umgehend kastriert und ihre Welpen somit getötet. Aber es hat ihnen einen langen qualvollen Tod erspart, denn in Portugals Tierheimen überlebt selten ein Welpe. Sicher waren es nicht die ersten Welpen und sicher hat man auch ihr stets ihre Welpen weggenommen.
Julieta, die kleine so freundliche Mischlingshündin, die jeden anstrahlte und einem die Pfote aufs Bein legte und um Streicheleinheiten bettelte, wollte einfach keiner. Vielleicht zu gewöhnlich und mit Stummelschwanz? Zu Hässlich?
Damals habe ich noch mit Ana zusammengearbeitet, die wie ich einen Faible für genau Hunde hatte, sie hat Julieta Ende 2011 dann rausgeholt und mit zu sich genommen.
Auch in Deutschland tat sich nichts in Sachen Vermittlung und so hat Ana nach einer Pflegestelle gesucht und auch gefunden in Portugal. Zum ersten Mal im Leben war sie glücklich und Zuhause, denn die Pflegestelle wollte sie gerne behalten. Ab und zu gab es Bilder von einer glücklichen Julieta und dann nach einem Jahr und von quasi heute auf morgen wurde sie zu Ana zurückgegeben, man wollte sie nicht mehr.
Für Julieta brach eine Welt zusammen, sie hat sich komplett zurück gezogen und fraß nichts und Ana machte sich große Sorgen um sie und bat mich um Hilfe. Das wollte ich natürlich umgehend tun, arme kleine Julieta.
Ihre Baustelle war das nicht Alleinbleiben wollen und können. Ist bei den meisten so menschenbezogenen Hunden leider ein Thema.
Ich habe so vielen von der kleinen Julieta erzählt, aber wieder wollte sie keiner, bis ich Kristine von ihr erzählte und sie war sofort bereit sie zumindest in Pflege zu nehmen.
Kristine, mit dem großen Herzen für die Tiere und ich machten uns also am 10.01.2013 zusammen auf nach Frankfurt zum Flughafen um Julieta abzuholen. Wie ein Häufchen Elend saß sie in ihrer Box und es schien ihr völlig egal zu sein, was man von ihr will.
Und so brachten wir sie zu Kristine und ihren beiden anderen Hunden und es kam schnell Leben in die kleine Maus, als sie den schönen großen Garten sah und sich endlich frei bewegen durfte. Sie hieß ab jetzt Jule und sie hat schnell bei Kristine zu ihrer alten Form zurückgefunden. Kuscheln, buddeln, spielen und fressen gehörten nun zu ihren Lieblingsbeschäftigungen und natürlich durfte Jule bleiben. Endlich hatte sie ihr eigenes Zuhause, wo sie niemand mehr wegschickte. Und sie musste auch fast nie alleine bleiben. Ich habe sie ein paar Mal besucht, Kristine und die Hunde. Sie waren glücklich miteinander und Jule immer mitten drin und lebte ein weitestgehend selbstbestimmtes Hundeleben. Und dann starb der Mann und Nette, ihre kleine Hundefreundin und das Haus wurde verkauft. Nach langer Suche fanden sie ländlich eine kleine Wohnung, aber alle vermissten ihren heißgeliebten riesigen Garten. Und als ich im Oktober 2018 gerade in BaWü unterwegs war, rief mich Kristines Nichte an, weil sie Unterlagen zu Jule gefunden hätte .....
Sie erzählte mir ganz nebenbei, dass Kristine gestorben ist. Die Nachbarn hatten sie morgens tot gefunden und sie dann angerufen.
Ich war völlig schockiert, hatten wir doch noch nicht mal 14 Tage vorher noch telefoniert. Ja sie hatte diverse gesundheitliche Baustellen, aber wer stirbt schon mit Ende 50? Sie merkte, dass es mich getroffen hatte und ich nicht die Hundedealerin war, die sie eben fragen wollte, was sie mit Jule und Sammy tun könnte, sondern eine gute Bekannte von ihr am Telefon hatte.
Ich war gerade bei Geli und Joachim zu Besuch und die Beiden kenne ich nicht nur schon seit Ewigkeiten, es sind auch absolute Hundemenschen mit großem Herzen. Ich fuhr nun erst mal zu der Nichte und verschaffte mir einen Überblick - Jule kratzte wie immer an meinem Bein und lag dann gerne auf meinem Schoß und suchte Trost und Sammy lag traurig im Garten. Dort konnten sie nicht bleiben. Keiner hatte dort Hundeerfahrung, denn der Sohn hatte eine massive Hundehaarallergie. Trotzdem waren alle sofort bereit die Hunde erst mal mitzunehmen und sich zu organisieren bis Plätze gefunden waren. Leider schwierig einen alten großen Labbimix mit Diabetes der Insulin braucht und eine sehr alte Hündin unterzubringen. Geli und Joachim hatten sich schon als ich da war angeboten und sie bleiben auch bei ihrer Zusage, als ich sie jetzt um Hilfe für Jule bat.
Und so zog Jule zeitnah zu ihnen und wurde zu Gelis "Baby". Die beiden hatten sofort eine gegenseitige Zuneigung füreinander, dass es einen nur rührte.
Jule war überall wo Geli war. Sie ging mit ihr Gassi am Anfang lang und gerne, später dann kleine Rentnerrunden. Sie wurde einfach nur noch verwöhnt und schlief nachts natürlich wie bei Kristine auch schon bei Geli im Bett. Ich habe mich so gefreut, auch für Kristine, da auch Sammy gut innerhalb der Familie untergekommen ist.
Im Oktober waren alle zusammen beim Lauftreff und Jule schon deutlich langsamer und tüddeliger. Und weiterhin immer umsorgt von Geli. Und dann fragten sie mich Anfang völlig verzweifelt. was sie noch tun könnten für Jule. Die Blutbilder gaben leider schnell Auskunft, dass Jules Nieren aufgegeben haben und sie auch trotz Klinikaufenthalt nicht zu retten war.
Der Körper fing an sich selbst zu vergiften. Sie wollte auch nicht mehr fressen und fing sehr an zu leiden und so ließen sie Jule am 09.01.2020 gegen 19.00 Uhr erlösen.
 
Liebe Jule, egal wie bescheiden Dein Start in dieses Leben war auch wenn Du einige Haltestellen in Deinem Leben hattest, vermutlich um möglichst viele Menschen lieben zu können, wurde am Ende doch noch alles gut. Ich weiß, Du wurdest sehr geliebt und fürsorglich umsorgt am Ende und konntest Deine Dackelgene bei Kristine ausleben und jetzt in Frieden gehen. Auch wenn Geli sehr traurig ist und Dich noch immer sehr vermisst, ich bin sicher Kristine hat Dich freudig auf der anderen Seite entgegen genommen und auch Deine alten Kumpels sind sicher da gewesen, um Dir einen würdevollen Empfang zu bereiten.
Weißt Du Jule, kaum ein Hund den ich kenne hat das Glück, hier von seinem Menschen liebevoll begleitet auf seine nächste Reise losgeschickt zu werden und auf der anderen Seite von seinem alten Menschen wieder liebevoll in Empfang genommen zu werden. Du bist und warst etwas ganz besonderes. Und ganz wie Du es wolltest wirklich nie mehr alleine, nicht mal hier. Und ich weiß ein Teil von Dir wird auch weiterhin in Gelis Herzen wohnen.
Auch Du gehörtest zu den äußerlich unscheinbaren Hunden, die nur von Menschen gefunden werden die mit dem Herzen schauen können. Du warst so besonders, so speziell, so zärtlich , freundlich und fröhlich und hast alle Menschen die Dir begegneten wirklich berührt und man konnte so herrlich über Deine Späße lachen. Denn mal angekommen sah man auch, was für ein witziger Hund Du warst und nun hast Du tiefe Wunden hinterlassen.
Ich denke Du hattest ein sehr erfülltes Leben und ich schätze, es gibt besondere Aufgaben die nur besondere Seelchen übernehmen dürfen und man hat Dich bewusst heim gerufen, jetzt nachdem für Dich alles doch noch gut wurde und Du nicht nur ganz viel Liebe geben durftest, sondern auch ganz viel Liebe bekommen hast.
Ruhe sanft Jule, keiner der Dich kennengelernt hat wird Dich je vergessen und wir werden uns gerne mit einem Lächeln an Dich erinnern und nun lauf und hab Spaß und grabe nicht so tiefe Löcher auf der Himmelswiese.

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