Happy, ein Dackelmischling und irgendwie unsichtbar...
Happy gehörte zu den Hunden, die wohl noch nie Glück im Leben hatten. Er wurde 2010 in einem mehr als beklagenswerten Zustand in den Straßen Portugals eingesammelt, als er gerade dabei war, in einer Lagerhalle um Futter zu betteln.
Es erfolgten sofortige ärztliche Untersuchungen/Diagnosen und Behandlungen - Babesia, Ehrlichiose, eine sehr ausgeprägte Sarcoptes Räude, haarlos und fast verhungert. Seine Zähne waren in einem schlimmen Zustand und seine Augen erholten sich auch nur langsam von seiner schweren Infektion. Lediglich sein verkrüppeltes Hinterbein ließ sich natürlich nicht mehr behandeln.
4 lange Jahre saß Happy bei Ana im Tierheim, bis Ilona kurzerhand beschloss, dass er und Nikita auch einer der Vergessenen im März 2014 endlich nach Deutschland mitdurften.
So zog im März 2014 ein kleiner, dicker Happy zusammen mit einer alten und recht gebrechlichen Nikita bei uns in Pflege ein. Mit so wenig zufrieden und er hat sich nicht getraut, einmal nach mehr zu fragen, tippelte immer Nikita nach und schaute genau was sie machte. Wenn sie sich in eines der Hundebettchen legte, dann lag Happy davor. Wir mussten ihm wirklich jedes Bettchen einzeln erlauben, aber sein Grunzen, wenn er dann bequem lag, war einfach nur toll.
Ein verkümmertes Hinterbein, zahlreiche Narben und ein paar kahle Stellen sprachen auch hier noch von seiner schweren Vergangenheit, aber Happy hat fast alles hinter sich gelassen und ist neugirig in sein neues Leben gestartet. Wie schön es war, seine Blicke zu beobachten, als es endlich regelmäßig gutes Essen gab und tolle Spaziergänge, wenn man ihn sonst nicht oft gehört hat, aber wenn es hieß Geschirr anziehen, dann ging einem ein freudiges Jaulen durch Mark und Bein. Das vermisse ich jetzt schon.
Ich muss gestehen, ich war auch sehr geneigt, ihm helfen zu wollen, aber Happy war sehr klar und zeigte mir sofort, dass ich anfangs unterstützen durfte, aber nur so lange, bis er genug Muskulatur aufgebaut hatte und von da an wirklich alles alleine gemanagt hat. Er war ein Kämpfer und bis zum Schluß auch sehr deutlich in allem, was er wollte oder eben auch nicht. ;)
Nach zwei Jahren bei uns, begann er eines morgens, zu mir ins Bett zu kommen, krabbelte auf meinen Bauch und ließ sich morgens erstmal eine Stunde lang kraulen. Das war so ungewöhnlich für ihn, dass ich mir schon etwas Sorgen machte, aber ihm ging es gut und er genoß es einfach.
Im April 2016 änderten sich leider meine Lebensumstände sehr tragisch und wir beschlossen, für einige der Pflegehunde neue Pflegestellen zu suchen.
Für Happy ergab sich eine Dauerpflegestelle und so kam es, dass er im Juni umgezogen ist.
Es war keine leichte Entscheidung und ich habe sie auch nur vom Verstand getroffen, aber in der Hoffnung, dass es ihm gut gehen würde und er als geliebter Einzelprinz nun noch ein paar schöne Jahre haben wird. Leider war das ein Trugschluß und es zeigte sich schnell, dass Happy nicht der Traumhund war, den man sich vorgestellt hat. Wir ließen seine Zähne machen und versuchten auch sonst zu unterstützen, wo es ging, aber nichts war mehr recht. Es folgte ein sehr unschöner Schluss und mit Hilfe der neuen Pflegestelle konnten wir ihn da wieder weg holen. Hier wurde er erneut tierärztlich durchgecheckt, da er neue körperliche Symptome zeigte. Leider ergab die Untersuchung , dass er zwei Tumore hatte, einen direkt an der Aorta und einen weiteren im Bauchraum. Parallel machte Ilona in der Ecke, wo Happy aktuell war Nachkontrollen und hat auch Happy besucht. Sie war schockiert von der Resignation, die Happy inzwischen ausstrahlte. Da sie Happy über die ganzen 10 Jahre regelmäßig gesehen hat und das demzufolge beurteilen konnte, beschlossen wir nach einem gemeinsamen Telefonat, nun das einzig Richtige zu tun. Happy umgehend nach Hause zurückzuholen.
Am 15.10.2016 holte ich Happy also wieder zurück. Ich wollte ihn nach 3,5 Monaten woanders natürlich auch nicht gleich überfordern und dachte, fährst heim und dann holst langsam Hund für Hund dazu. Das war mein Plan. Happy sah das ganz anders. Er stand sofort vor der Haustüre und wollte unbedingt rein, also was blieb mir übrig als die Tür zu öffnen. Die Hunde kamen raus und begrüßten ihn kurz, als wäre er nur eine größere Runde spazieren gewesen und dann machte sofort wieder jeder seins. Happy lief sofort in die Küche, ich denke, er wollte Nikita begrüßen.
Mir sind sofort Tränen in die Augen geschossen, Nikita ist ein paar Tage nach Happys Auszug verstorben. Auch ihr hätte man Happy eigentlich nicht wegnehmen dürfen.
Am nächsten Tag war Alltag, es war als wäre er nie fort gewesen. Er jaulte als ich sein Geschirr nahm und ich konnte ihn kaum bremsen, als ich das Auto aufmachte. Alles war wie immer und mein Happy tobte mit allen voraus. Ihn wieder so zufrieden zu sehen war einfach unbeschreiblich. Keine Spur von "ich kann nicht laufen und man muss mich tragen".
Seine Diagnose stand, die Prognose vom Tierarzt war ja maximal ein paar Wochen und es kann ganz schnell gehen. Wir sollen ihm einfach noch ein paar schöne Tage machen, solange es ihm gut geht. Ich denke wir haben noch einmal fast vier schöne Monate gehabt.
Am 31.01.2017 hat sein kleines Herz aufgehört zu schlagen, inmitten von allen durfte er selbstbestimmt gehen. Und auch wenn es jetzt komisch klingt, ich bin mir sicher, dass seine Nikita da war, um ihn abzuholen <3
Mein kleiner tapferer Happymann, wir werde dich nie vergessen!