Das Projekt

Ja, man muss tatsächlich manchmal Jahre daran arbeiten, dass man Hunde retten darf. Schlussendlich haben Ana und ich es erreicht, dass wir nun an diesen Ort dürfen, endlich zu den vergessenen Hunden und  noch wichtiger, wir diese jetzt auch rausholen dürfen. Das ist ein großer Erfolg und die einzige Chance, die diese Hunde jemals haben werden.
Einzige Bedingung- der Ort bleibt geheim, es dürfen keine Umgebungsbilder gezeigt werden und es muss ohne viel Aufsehen geschehen.
So war ich nun vor 14 Tagen da, an diesem furchtbaren Ort, wo immer noch ca. 240 Hunde leben, fernab von allem, was ein Hundeleben so alles lebenswert macht.
Ich hatte mir extra eine neue Kamera besorgt, mit der man auch innen möglichst gute Bilder machen konnte- die Idee war gut, die Umsetzung eher weniger. Wenn die Kamera warm wird und das wurde sie da schnell, hatte ich schnell ein Akkuproblem und die Bilder wurden gelbstichig und so wirklich hat die Kamera auch keine Distanz zwischen mich und die Hunde gebracht.
Ich als wirklich sehr emotionaler Mensch blieb tatsächlich gefasst, sehr gefasst und habe es auch durchgehalten bis heute. Keine Tränen, alles mit offenem Herzen und wachem Verstand an sich ranlassen und möglichst viele Eindrücke abspeichern. Ich bin selbst ganz erstaunt, dass es nun schon zum wiederholten Male so geht.
 
So viele tolle und unkomplizierte Hunde? Was tun sie hier? Die wären hier in jedem Tierheim zügig vermittelt. Ok, wir sind aber nicht in Deutschland.
Man weiß sofort, man muss aufpassen, ob und wie man einen Hund anfasst und streichelt, es könnte eine Beißerei auslösen- von Leckerchen reden wir gar nicht erst.
 
Da sind sie die Augen, die einen hoffnungslos, interessiert, ängstlich, freudig, fragend und resigniert anschauen. Vor dieser Konfrontation hatte ich Angst, ich schlucke tapfer und gehe weiter, von Hund zu Hund. 
Ich versuche mir einen Überblick zu verschaffen, welche Hunde sich nur aus reinem Selbstschutz zurückhalten und welche schon aufgegeben haben. 
Ja, sie sind vergessen in jeder Beziehung, so viele, die krank sind, alte Verletzungen haben. Die Palette reicht von massiven Ohrenentzündungen (haben da ziemlich viele und einige  jammern vor Schmerzen) und Hunden, die ihre verkrüppelten Beine, nach Beissereien oder Unfällen hinter sich her ziehen. Ein Jagdhund, der nur noch sitzen kann. Ein Rüde hüpft uns ruhig aber beständig mit seinem abgewinkelten Hinterbein hinter uns her und legt sich einfach nur immer wieder neben uns. Ja, ich sage ihm, dass ich ihn gesehen habe, und dass ich ihn holen werde, sowie ich einen passenden Pflegeplatz für ihn gefunden habe und wir Geld genug haben, um seine Operation zu bezahlen. Er scheint verstanden zu haben, denn er legt sich in die nächste freie Obstkiste und verfolgt uns nicht mehr länger.
 
Viele haben Verletzungen von Beisserein...
 
Warum kann man nicht wenigstens die Gruppen zusammen lassen wie sie sind? 
Was hat es für einen Sinn, die einfach neu zu mischen? 
So viele geben sich gegenseitig Halt und unterstützen einander. 
Warum kann man denn nicht konsequent alle Rüden oder alle Hündinnen kastrieren, bevor man sie hierher tut? 
Warum muss man denn altes Brot oder noch schlimmer Knochen, die man geschenkt bekommt, da reinwerfen?
 
Ich versuche herauszufinden, wie die ängstlichen Hunde so drauf sind, und nähere mich seitlich, ruhig und vermeide Blickkontakt. Viele schnuppern interessiert dann an meiner Hand, andere können sich wieder ein wenig entspannen, wieder andere flüchten in die hinterste Ecke- die bedränge ich natürlich nicht. 
Kaum sieht man, dass ich mich für einen der ängstlichen Hunde interessiere, kommt man, um mir zu helfen. Läuft dabei schnell und laut auf sie zu, hält sie fest oder schüttelt sie unter irgendwelchen Verstecken hervor. Mein Protest, sie zu lassen, hilft leider nicht und ich verstehe, sie wissen es einfach nicht besser und meinen es wirklich nur gut.
Ich verzichte bei den nächsten Gehegen darauf, auf irgendwelche Hunde meine Aufmerksamkeit zu lenken und frage auch bewusst nichts mehr. Nach einer Weile bin ich mit Ana alleine und sofort wird es deutlich ruhiger und auch die Hunde können wieder entspannen. Dieses ohrenbetäubende Gebelle ist kaum zu ertragen und eine aufgeheizte Stimmung gefährlich.
Ich habe schnell verstanden, hier geht es nicht darum, eine Auswahl zu treffen. Es ist im Grunde egal, welche Hunde ich anschaue oder nicht, es müssen ohne Ausnahme alle hier raus und alle haben es verdient.
Nein, es ist nicht alles schlimm an diesem Ort, immer wieder sehe ich Hunde, die sich küssen, die sich Halt geben, die sich schützen, die sogar an einem solchen Ort miteinander spielen ...
Und es gibt Teresa, sie arbeitet seit Jahren bei diesen Hunden, sie bezeichnet sie selbst als ihre Brüder und Schwestern. Sie liebt sie und küsst sie und streichelt sie - fast alle 240 Hunde, und um sie rum ist immer eine riesige Traube Hunde. Sie redet mit ihnen fast pausenlos, sie summt manche Melodien mit ,die das Radio so durch die Halle orgelt und macht mit stoischer Ruhe die einzelnen Gehege sauber und wirft Trockenfutter auf den nassen Boden. 
Nein, sie sagt nicht Bescheid, dass jemand nach ihren kranken Hunden schauen soll, dann werden sie am Ende getötet, das geht nicht. Was sie selbst nicht machen kann, macht dann eben niemand. Besser sie leben so, als gar nicht mehr.
 
Ich verstehe- die Hunde müssen da erst raus gerettet werden, bevor man sie behandeln kann. Es ist eine völlig verquere Welt für mich- für sie verständlich und normal. Ich kann das trotz allem für den Moment so akzeptieren.
Ich sehe einige Hunde, die sind so fett, dass sie nicht mehr laufen können. Sie liegen neben dem Futter und fressen oder schlafen daneben und kein Hund traut sich in die Nähe. Auch eine Möglichkeit diesem traurigen Ort zu entfliehen.
 
Da ist da diese Hundegruppe, die sofort zusammenrückt als wir uns nähern- angstvoll werden wir beäugt- sechs Augenpaare bitten darum ,das man ihnen nichts tut. Keiner geht, mit jedem Schritt auf sie zu ,rücken sie mehr zusammen und beginnen leicht zu zittern. Nein, wir können Sofia da nicht einfach rausnehmen ,sie hält die Gruppe zusammen,da muss die ganze Gruppe zusammen raus. Wir bleiben lange und gehen erst als jeder einzelne von Ihnen verstanden  hat ,das wir ihnen nichts tun,diese Gruppe hat mich wirklich sehr berührt.
 
Am Ende ist es friedlich, überall liegen Hunde rum- entspannt ,haben sich eingerichtet mit ihren mehr als begrenzten Möglichkeiten, auch der letzte Hund hat nun verstanden, das wir heute keinen mitnehmen werden. Teresa bedankt sich zum Abschied und umarmt mich herzlich für die Hilfe die ich ihren Hunden gebe und weint als sie mir erzählt ,das sie die Bilder von  der geretten Margarida in Deutschland gesehen hat.
 
Als ich gehe, bin ich ganz still ,nicht mal traurig ,einfach nur voll von ganz vielen verschiedenen Eindrücken. Ich habe den Hunden versprochen, daß ich tun werde was in meiner Macht steht, um möglichst viele noch befreien zu können, wir haben nun noch genau zwei Monate Zeit dafür. 
Ich habe versprochen wieder zu kommen und ich gehe mit ganz viel Ehrfurcht vor den Tieren, die selbst an diesem Ort bereit sind ,das Beste für sich zu machen und auch mit ganz viel Ehrfurcht vor Teresa´s Arbeit, die sich seit Jahren jeden Tag fast auf´s Neue auf den Weg macht zu "ihren " Hunden ,und ihnen versucht all ihre Liebe zu geben zu der sie fähig ist. 
Da ich morgens in  dem neu gebauten Tierheim war ( schön für die Menschen, eng und schlimm für die Tiere -keine Zeit und keine Liebe ) ist mir dieser Unterschied nun besonders ins Auge  gesprungen. Die Hunde hier waren deutlichst weniger gestresst als in dem Tierheim und ich glaube Teresa ist sich nicht mal wirklich bewusst,was sie für die Tiere hier tut und wie wichtig ihre Liebe für die Hunde ist.
 
Soweit  mein Bericht von meinem Besuch in Portugal und nun folgen noch ein paar Impressionen von den Hunden. Leider kann ich aus bekannten Gründen keine Bilder von Teresa und den Hunden zeigen,aber ich glaube auch ohne diese ergänzenden Bilder ,kann nun jeder besser verstehen warum ich nicht anders kann , als bis zum letzten Tag kämpfen, für die, die einfach so vergessen wurden und niemals je wieder beachtet würden, wenn wir ihnen nun keine Stimme geben und ihre Geschichte und  ihre Gesichter nicht jetzt wieder sichtbar machen würden.
 
Bitte lasst uns gemeinsam versuchen so viele wie möglich herauszubekommen.
Wir brauchen nun wirklich jeden Euro , weiterhin Menschen die Pflegestellen anbieten und natürlich auch Endstellen,dann können wir denke ich noch einiges erreichen.

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