Wenn Dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem Körper zusammen vergeht und dass das, was einmal tot ist, niemals wiederkommt,
so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Same bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens.
- Khalil Gibran –
Wir sind noch immer in Schockstarre und unendlich traurig.
Jolie ist tot.
Die Gründe für ihren Tod lassen sich am ehesten mit menschlichem Versagen beschreiben. Das hätte nicht sein müssen und auch nicht sein dürfen und doch ist es wieder einmal passiert.
Jolie hatte Interessenten.
Marion ließ es sich nicht nehmen, mit Jolie vor Ort zu fahren und ihr mögliches neues Zuhause gemeinsam anzuschauen. Ich vermute, da sie da alleine war mit ihr, ohne die anderen beiden Hunde und sie wegen des eingezäunten größeren Gartens nicht unter ständiger Beobachtung stand, dass sie da irgendwelche Knochen gefunden hat, die sie gefressen hat. Denn es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang und in der Folge ging es ihr sehr schlecht. Und sie hat erst durch den TA erfahren, dass sie einige Knochen gefressen hatte, die auch tastbar waren. 6 mal war man in der Folge beim TA und man konnte die Knochen auch sehen im Röntgenbild und konzentrierte sich darauf, dass mit Einläufen & Co die Knochen wieder auf natürlichem Weg den Darm verlassen.
Anfänglich erbrach sie noch und jammerte, bekam Schmerzmittel und wurde ruhiger. Und es ging ihr auch immer wieder etwas besser und so gingen leider die Tage ins Land. Marion gab Schmerzmittel, gab ihr weiches gewolftes Futter, nahm sogar extra Urlaub, um bei ihr sein zu können.
Als sie mich am Donnerstag anrief, war das ein sehr emotionales Gespräch und es war schnell klar wir haben hier einen Notfall und es musste eine schnelle Lösung her.
Unser Krisenteam funktionierte wie immer perfekt. <3
Nicht weniger als 5 Leute schlugen sich fast die ganze Nacht um die Ohren, um Jolie schnellstmöglich zu helfen. Und alle waren extrem umsichtig und liebevoll mit ihr. Aber leider waren wir viel zu spät.
In der Tierklinik zeigte sich dann das ganze Ausmaß der Tragödie - ein Pleuraerguß durch ein großes Knochenstück in der Speiseröhre das da fest saß.
Du gütiger Gott, was musste dieser arme Hund für Qualen erlitten haben die letzten Tage.
Die Prognose extrem schlecht, wagten wir trotzdem die zwingend notwendige OP. Es war die einzige Chance, die sie hatte. Leider war das Knochenstück viel zu groß und zu unförmig, um es endoskopisch entfernen zu können. Für die Eröffnung des Thorax fehlte Jolie die Kraft und so musste sie mit 3 Jahren sterben. Jetzt, wo sie endlich in ihrem zweiten Leben angekommen war.
Was bleibt, sind Fassungslosigkeit, unendliche Traurigkeit und Fragen über Fragen.
Wie konnte das passieren?
Würde sie noch leben, wenn wir schneller gewesen wären?
Irgendjemanden zum Sündenbock zu machen, hilft keinem und macht Jolie vor allem nicht mehr lebendig. Und es gibt nur Verlierer. :-(
Wichtiger ist für uns, so schwer es auch fällt, daraus so viel wie möglich zu lernen.
So viele Geschichten in der Geschichte und sicher einiges, was wohl im Verborgenen bleiben wird. So viele Wahrheiten und alle für sich in der Sache wohl richtig, aber nicht zielführend. Nicht für Jolie und nicht für ihre Rettung.
Auch aus dieser Geschichte werden wir Konsequenzen ziehen und sie wird uns sicher noch lange beschäftigen. Wie kann man so etwas in der Zukunft vermeiden? Kann man das überhaupt?
Liebe Jolie, seit ich Dich das erste Mal auf einem Foto gesehen habe, war ich heimlich verliebt in Dich und wollte Dir unbedingt ein schönes zweites Leben schenken. Zwei wunderschönen Welpen hast Du das Leben geschenkt. Tess (nun Maddie) hat ihre Angst besiegen können und ist glücklich vermittelt und Camila wartet noch immer in Portugal auf Hilfe. Jolie, ich verspreche Dir, wir lassen sie nicht zurück und werden uns um sie kümmern.
Es tut mir unendlich leid, das Du nur 3,5 schöne Monate hier hattest und dann so tragisch und schmerzvoll gehen musstest. Wie traurig, dass wir Dich hierher holten, um Dich davor zu schützen, totgebissen zu werden und dann passiert so etwas.
Du solltest doch endlich glücklich werden. Du hast doch gerade erst begonnen, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, hast so gerne gekuschelt, so gerne gebuddelt und Mäuse gesucht.
Ich sehe Dich noch beim Lauftreff befreit durch die taufrische Wiese rennen, so ausgelassen, so gespannt auf das neue Leben. Ich erinnere mich auch an Dich in Portugal, als Du neben Fred standest und wie ein Flummi auf und ab gehüpft bist, damit wir Dich ja nicht übersehen.
Ich habe da schon nicht verstanden, warum Du noch immer da warst und Dich keiner wollte. Sanft, freundlich und so bezaubernd. Aber wir dachten zu dem Zeitpunkt auch noch, dass Du mit Deiner Tochter zusammen bist, was nicht der Fall war. Somit konntest Du nun auch zeitnah nach Deutschland kommen auf Pflegestelle und wir mussten Euch nicht zeitgleich unterbringen.
Und jetzt? Alles vorbei wegen eines dämlichen Stück Knochens, es ist einfach nicht zu glauben.
Jolie, ich mühe mich wieder mal zu verstehen, wo es nichts zu verstehen gibt. Manchmal muss man wohl einfach lernen, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann und dass wir nicht alles kontrollieren und beeinflussen können, schon gar nicht, wenn man es mit Lebewesen zu tun hat.
Und irgendwo gibt es vermutlich wirklich so ein Lebensbuch für uns alle. Und manchmal ist es einfach so, dass ein kleiner Hundeengel eine Aufgabe hat und diese wohl nun beendet ist.
Jolie, ich wünsche Dir die Freude, den Frieden und die Heimat, die Du in dieser Welt nicht finden konntest. So viele weinen um Dich und Du hast auf Deinem kurzen Weg hier viele Menschenherzen berührt. Habe Dank dafür und es ist schön, dass Du es noch erleben durftest Liebe zu geben und selbst geliebt zu werden. Und Deine Geschichte wird weitere Menschen berühren und uns empfindsamer machen für Eure Bot-schaften und die endliche Zeit, die auf einmal unendlich wird. Jolie, wir lieben und vermissen Dich und werden Dich niemals vergessen. <3 <3