Leider hat auch Alfred (vormals Almoco) diese Welt für immer verlassen. Er war auch einer der Garagenhunde und er war sehr ängstlich und traumatisiert. Auch bei ihm hat seine unschöne Vergangenheit deutliche Spuren hinterlassen. Jutta hatte ihn schon ganz lange ins Auge gefasst, war sich aber nicht sicher wegen ihres anderen traumatisierten Hundes Saami. Aber nachdem Alfred immer gefährdeter war, eingeschläfert zu werden, haben wir beschlossen, ihn raus zu holen. Das geschundene Hundeseelchen rührte einen zu Tränen, wie er da versuchte, mit seinem gebrochenen Beinchen hinter einem her zu humpeln und so bemüht war, alles richtig zu machen. Trotz großer Angst hat er so geduldig alles über sich ergehen lassen und so konnte ihn Jutta im Oktober 2013 endlich in ihre Arme schließen. Saami und Alfred verstanden sich vom ersten Moment an blendend und es war, als wisse der eine vom Schicksal des anderen. Und Saami war Alfred eine große Stütze am Anfang und als er wenige Monate später starb, übernahm Alfred würdevoll seinen Platz und begleitete sein Frauchen sogar täglich zur Arbeit, so als habe er noch nie etwas anderes getan. Nie werde ich vergessen, wie aufgelöst mich Jutta anrief, weil Alfred ein Loch in ihrem Gartenzaun entdeckt hatte und sie ihn nirgends finden konnte. Er hat sich, wie vermutet, versteckt und saß am nächsten Morgen, als es hell wurde, wieder vor der Haustür. Und als ich sie letztes Jahr besuchte, waren beide so unglaublich glücklich zusammen. Ich war so berührt davon, Alfred so friedlich und angekommen in seinem Garten liegen zu sehen (hatte noch das Bild von dem Häufchen Elend unter unserem Gästebett im Kopf, der nur mit Würstchen aus seinem Versteck zu locken war und der so gerne vertrauen wollte und so tapfer hinter mir her humpelte im Garten). Es war wieder mal eine großartige Arbeit, die Jutta da geleistet hat und seine Seele schien endlich Frieden gefunden zu haben. Und dann erhielt ich die traurige Nachricht, dass auch Alfred an den Folgen seiner jahrelangen lieb- und freudlosen Behandlung gestorben ist. Es tut mir so unendlich leid und Jutta war untröstlich und trotzdem so tapfer und voller Liebe. Nun schaffte sie es endlich, mir diese Zeilen zu schreiben:
"Am 14.02.15 hat Alfred seine letzte Reise angetreten. Alfred, ein unglaublich würdevoller kleiner Hundemann, kam hier völlig verängstigt, stark traumatisiert an. Vier Jahre Garage hatten unübersehbare Spuren hinterlassen und wir hatten nur eineinhalb Jahre Zeit. Die Mauer, die er als Schutz gegen die Menschen um sein Inneres errichtet hatte, war immens. Stückchen für Stückchen bröckelte sie, manchmal geschah lange nichts und immer, wenn ich aufgeben wollte, kam er mir wieder einen kleinen Schritt entgegen und wir machten weiter. Als er mir das erste Mal sein Bäuchlein bot zum Kraulen, hab ich geheult vor Glück. Nein, in seinem Kopf wollte Alfred noch nicht gehen, aber sein Herz und seine Lunge haben ihn im Stich gelassen. Kleiner Mann, ich hätte uns noch so viel Zeit gewünscht und hoffe, ich konnte Dir in unserem kurzen Zusammenleben ein winziges Teilchen dessen zurückgeben, was Dir in all den Jahren vorher gestohlen wurde. Ich vermisse Dich und bin unendlich traurig. Ich hoffe, dort wo Du jetzt bist, geht es Dir gut."
Liebe Jutta, ich danke Dir sehr dafür, dass Du nun zum zweiten Mal einem traumatisierten und verstörten Hundeseelchen von uns ein Zuhause gegeben hast und Saami und Alfred geholfen hast, ihren Frieden mit den Menschen zu finden und als heißgeliebte Familienhunde gehen zu dürfen. Ich bin sicher, die beiden haben sich längst gefunden und rennen inzwischen, frei von allen physischen und psychischen Gebrechen, vergnügt auf der Himmelswiese umher und besuchen Dich sicherlich so manches Mal und schauen, was Ihr hier unten so treibt - Du und Sophie, das neue Hundeseelchen an Deiner Seite. <3