Hope

  • 03 .Jul .2010
Liebe Hope,
 
sieben ganze Monate hattest Du noch, um endlich ein liebevolles Zuhause genießen zu können und Du hast wirklich um jeden Tag, jede Stunde, jede Minute gekämpft bis zum Schluss.
Ana sagt, sie ist sicher, dass Du niemals zuvor ein gutes Zuhause hattest und niemals zuvor Liebe bekommen und Komfort geniesen konntest und wir haben uns bemüht, Dir von allem nun reichlich zu geben, in der Hoffnung, Du würdest es schaffen in Frieden mit Dir, Deinem Leben und den Menschen ausgesöhnt gehen zu können.
Und trotz Deines hohen Alters, all Deiner Gebrechen hast Du schnell verstanden, Dich eingelassen, neu Vertrauen gefasst und Du bist am Mittwoch, den 30.06.2010 um 13.15 Uhr als geliebter Hund ruhig und am Ende aller Kräfte einfach friedlich hinübergedämmert.
 
Unruhig umherlaufend, ständig pinkelnd, wo Du gingst und standest, keinen Schlaf findend und laut und empört bellend, so lernte ich Dich kennen und so warst Du auch hier die erste Zeit.
Seit Du hier warst, verlief keine Nacht mehr ruhig und wir schliefen kaum noch eine Nacht durch. Entweder hörte man Dein "klackklack" wenn Du mit Deinen Krallen über die Fließen im Flur liefst oder es drang Dein helles aber energisches "waff" ins Ohr, mit dem Du uns mitteiltest, dass Du was wolltest.
Du hast hier neue Freunde gefunden. Besonders mit Joschi hattest Du einen großen Freund und Beschützer und niemals werde ich vergessen, wie propellerartig Dein langer dünner Schwanz sich drehte, wenn Du ihn erschnüffelt hast und Joschi´s dummes Gesicht, wenn Du mit kleinen quietschenden Geräuschen versucht hast, kleine Spielaufforderungen vor ihm zu machen und sein Gebrummel, wenn Du ihm inbrünftig eine Weile jeden Morgen die Ohren geputzt hast.
Meist warst Du damit zufrieden, durch den Garten zu laufen und mal hier und mal da alles zu markieren und auch das wurde lautstark knurrend und scharrend gemacht. Ab und an haben wir Dich dann mitgenommen zum spazieren gehen. Da warst Du dann mächtig aufgeregt und noch mehr mit markieren und schnüffeln beschäftigt. Anfangs liefst Du ja grundsätzlich in die entgegengesetzte Richtung und man musste Dich ständig wieder einfangen und sprangst empört zur Seite, wenn man Dich mal wieder von wo aufnehmen wollte.
Später war es ausreichend, sich einfach mit Dir wo hinzusetzen, dann kamst Du immer wieder zu einem zurück von ganz alleine.
 
Nachdem sich die Hunde daran gewöhnt hatten, dass Du blind und fast taub warst und wir das Treppenhaus abgesichert hatten, konntest Du frei durch alle Räume und in den Garten oder die Terrasse laufen. Das hat Dir sehr gut gefallen und es gab glaube ich keine Decke und keinen Korb hier, den Du nicht probegelegen bist.
Und was liebtest Du Dein neues Fressen - gekochtes oder rohes Fleisch und gerne auch mal Katzenfutter - Dir entging keine Mahlzeit, egal wie tief Du geschlafen hast und standest wedelnd da und inhaliertest alles, was wir Dir so angeboten haben, mit großem Appetit und von wegen Leckerchen kann man nicht kauen, mit fast keinen Zähnen - auch hier bestandest Du immer auf Deinen Teil.
Schnell zeigtest Du auch, dass Du nichts mit Fremden zu tun haben wolltest und noch weniger von diesen hochgenommen werden wolltest und auch bei uns machtest Du anfänglich bei jeder Berührung einen kleinen Hüpfer von uns weg und entzogst Dich sofort unseren Händen. Und ich hatte schon Angst, wir würden es nicht mehr schaffen, Dir zu zeigen, dass Menschenhände auch schön sein können.
 
Vor zwei Monaten hattest Du dann einen Einbruch, einen Lymphstau im Halsbereich, einen kleinen Schlaganfall und eines Tages fand ich Dich in einer großen Ohnmacht liegend in meinem Büro vor - Joschi hat Dich dann mit stupsen und ablecken zurückgeholt und es war alles wie immer.
Irgendwas hatte Dir wohl noch gefehlt, um zu gehen und so lief alles weiter wie gehabt, mit einem großen Unterschied - Du zeigtest Dich nun sehr anhänglich an mich und wolltest immer bei mir sein, tagsüber am liebsten unter meinem Schreibtisch und oft mit Deinem Köpfchen auf meinem Fuß und nachts im Wohnzimmer neben der Couch in Deinem kleinen Hundebett.
Ja ich habe extra im WZ geschlafen wegen Dir, damit Uwe in Ruhe schlafen konnte und nicht 3x die Nacht mit Deinem "waff" geweckt wurde, weil Du mal wieder pinkeln musstest oder Futter wolltest.
Du wurdest richtig selbstständig, es kam vor, dass man im Garten stand, die Wäsche aufhing und Du selbstverständlich rausgetappert kamst, um im Garten zu pinkeln.
Du riebst nun mit Begeisterung Dein Köpfchen an meinen Unterschenkel und hast es genossen, wenn man Dir Deine Öhrchen gekrault hat und hast einem Dein Köpfchen mit geschlossenen Augen entgegengestreckt und manchmal warst Du sogar schon richtig "frech" und hast mir den eingewickelten Käse vom Tisch gezogen.
Und eigentlich hätte alles so weiter gehen können, wenn nicht Deine Uhr unaufhörlich gegen Dich getickt wäre.
Und so bekamst Du vor 14 Tagen Atemnot und die alte Unruhe stellte sich wieder ein - Du liefst herum und fandest keine Ruhe und saßt oft stundenlang nur auf einem Platz und hast geatmet. Es war schlimm, mit anzusehen und ja ich habe auch kurz daran gedacht, Dich einschläfern zu lassen - entschuldige bitte - weil ich dachte, Du leidest.
Aber ich wusste es ja besser und habe verstanden, dass nun das Sterben begonnen hat.
Es dauerte ein Weilchen, bis wir die richtigen hom. Mittel gefunden hatten (Danke Helga für Deine Unterstützung über diese ganze schwere Zeit) und Dich auch mit Bachblüten (Danke Uschi, für Deine Erweiterungserfahrungen diesbezüglich) noch zusätzlich stabilisieren konnten, aber Du wolltest nicht gehen. Du hast Dich immer geweigert, einzuschlafen und man musste Dich immer "abschießen", damit Du wieder zu Kräften kamst. Dann hast Du tief und fest geschlafen und Dein Kopf hing entspannt runter oder lag gerade wie immer und Du hattest keinerlei Atemnot und danach ging es Dir immer deutlich besser.
 
Es war schlimm zu sehen, dass Dir jetzt der pure Eiter aus den Augen und der Nase lief und ich konnte mir schon denken, wie es wohl in Dir drin aussah und Du rochst nun auch so - dabei warst Du einer der best-riechensten Hunde die ich kannte.
Aber auch hier fanden wir zum Schluss einen gemeinsamen Weg, wir haben zum Schluß alle mit Dir im Wohnzimmer geschlafen und ich bin in Deiner letzten Nacht 3x aufgewacht und Du hast friedlich in Deinem Korb gelegen und geschlafen - morgens um 5.30 Uhr kamst Du mir schwer atmend entgegen gelaufen und hast mir vor die Füße gepinkelt. Ich habe Dich schnell in den Garten getragen und da saßt Du lange im ersten Sonnenlicht und hast die kalte, kühle Luft genossen.
Du warst deutlich schwächer als die Tage zuvor und Du hast auch nur noch ein wenig Sahne geleckt und wolltest keine Putenstückchen mehr - Wasser hast Du noch selbstständig gesoffen und bist auch noch selbstständig zu Deinem schattigen Lieblingsplatz auf die Terrasse getappert. Es gab keinen wirklichen Grund, meine zwei Termine heute abzusagen - hatte mir ja die kommenden Tagen ohnehin wieder frei gehalten für Dich und Uwe war ja da.
Uwe hat mich dann angerufen und gesagt, dass Du in unserer beider Abwesenheit gestorben bist. Er war auch gerade kurz in seinem Zimmer, nachdem Du ab 11.30 Uhr wieder geschlafen hattest und nur ab und an mal schwach das Köpfchen gehoben hattest. Alle Hunde haben geschlafen und Du wähltest wohl ganz bewusst einen Zeitpunkt, wo so gar keiner damit gerechnet hat. Und ja den letzten Weg geht man wohl am liebsten alleine.
 
Es hat mich geschwind heftig getroffen, dass ich nicht da war, als Du gingst - es war eine neue und ungewohnte Erfahrung für mich, aber ich hatte Dir ja gesagt, Du kannst jederzeit gehen und sollst keine Rücksicht nehmen auf niemanden und ich weiß, Du wusstest Dich so umsorgt und behütet, dass Du nun einfach loslassen und Deinen Weg alleine weitergehen konntest. Und eigentlich hätte ich es mir ja denken können, so korrekt wie Du immer alles gemacht hast und so wichtig Dir regelmässige Abläufe waren, dass jemand wie Du natürlich an einem 30. geht - am letzten eines Monats. Ich habe sogar noch auf der Autofahrt daran gedacht, dass das typisch für Dich wäre.
 
Du lagst so friedlich und ruhig da in Deiner Decke in der Kiste und ich streichelte Dich lange und intensiv und war verwundert, dass Du Dich so weich und warm angefühlt hast, wie immer eben. Uwe schaute ganz erschrocken als ich das feststellte. Und als wir Dich 10 Minuten später holten, um Dich gemeinsam zu beerdigen und ich Dich noch mal streichelte, da warst Du eiskalt und steif. Ich weiß nicht, ob mein Unterbewusstsein mir einen Streich gespielt hat oder man einfach gnädig mit mir war - was auch immer, es war schön für mich, so Abschied nehmen zu können und ich bin dankbar dafür.
 
Joschi war auch sehr traurig und wollte Dich wieder wachschubsen und er rannte zwei Tage lang immer wieder zu Deinem Grab und sah mich fragend an und nur allmählich kehrt hier wieder Alltag ein.
Ja ehrlich, wir alle vermissen Dich.
 
Liebe Hope, Danke für diese intensive und kostbare Zeit mit Dir. Du hast Deinen Namen zu recht getragen und Du wirst auf immer in unserem Herzen wohnen.
Danke auch für die Impulse und Botschaften, die Du uns dagelassen hast - besonders für die wohl eindringlichsten - Es ist nie zu spät, um glücklich zu sein und man muss seinen Frieden mit sich selbst finden, um selbstbestimmt gehen zu können.

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