Lieber Lui,
als ich Dich zum ersten Mal gesehen habe auf einem Bild noch in Rieti (Italien), in einem der furchtbaren Hundelager, war ich berührt von Deinem traurigen aber warmen Blick und Deiner Schönheit und ich konnte es nicht glauben, als man mir erzählte, Du seist aggressiv und man könnte Dich nicht anfassen. Deswegen solltest Du,damals noch Ringhio genannt, zurückbleiben oder in ein noch schlimmeres Lager verlegt werden. Das konnte ich nicht zulassen und somit entschlossen wir uns, Dich mit raus zu holen und erst mal mit Cika und Lina zu Cindy in die Pension zu bringen.
Es hat alles wunderbar geklappt und so konnte ich Dich am 06.02.2011 endlich persönlich kennenlernen. Was warst Du für ein hübscher Hundemann, erstaunlich cool und sehr verfressen. Zwar knurrtest Du auch hier immer wieder mal, aber so wirklich ernst meintest Du das nicht, es war eher so die Bitte - bitte tu mir nicht weh und sei nett zu mir - und somit waren wir alle guter Hoffnung, dasss Du Dich bald erholen und auch sicherlich schnell ein liebevolles Zuhause finden würdest.
Aber es kam anders ...
Vermutlich ausgelöst durch die notwendige Impfung vor der Ausreise und die Wurmkur, wurdest Du mehrfach im Auslauf oder in Deinem Zimmer in tiefer Ohnmacht angetroffen. Und dann war man "live" dabei, als Du einen Deiner heftigen epileptischen Anfälle bekamst.Gerade als Du anfingst zu leben, Dich an Deinen Gassigängen, den anderen Hunden und der menschlichen Zuwendung zu freuen. Es geschah just in dem Moment als Du freudig um Deine Bezugsperson rumsprangst und erste Spielversuche gestartet hast.
Wir alle waren sehr erschüttert, man brachte Dich direkt ins Haus, damit Du unter ständiger Beobachtung warst, Tag und Nacht und natürlich auch direkt zum Tierarzt. Alles hast Du willig über Dich ergehen lassen, so als seist Du erleichtert, das man nun endlich gesehen hat, was der Grund für Dein manchmal seltsames Verhalten war. Leider wurden die Anfälle immer häufiger, besonders nachts wurdest Du so heftig geschüttelt, dass man Dich teilweise kaum mit zwei Leuten halten und schützen konnte, damit Du Dich nicht selbst verletzt.
Dir ging es schlechter und schlechter, und nachdem Du so gar keine Lebensqualität mehr hattest und es auch keine Hoffnung auf Erfolg mehr gab, haben wir alle gemeinsam beschlossen, Dich gehen zu lassen.
So gingst Du am 21.02.2011, bis zum Schluss liebevoll begleitet von Deinen "Mädels", die Du so sehr ins Herz geschlossen hattest. Wie gerne hätten wir Dir gezeigt wie schön das Leben sein kann und hätten aus Dir den fröhlichen Junghund gemacht, der in Ansätzen schon sichtbar wurde und Dir liebevolle Hundeltern gesucht.
So konnten wir nur verhindern, das Du einsam und langsam gestorben wärst oder durch andere Hunde bei einem neueren Anfall totgebissen wurdest, wenn man Dich in ein anderes Lager verlegt hätte.
Deine Seele ist nun wieder frei und selbstbestimmt und ja, manchmal ist auch das Tierschutz, eine Seele aus ihrem kranken Körper zu befreien, damit sie in Frieden weitergehen kann.
Danke Lui, dass Du da warst und uns für einen kurzen Augenblick so intensiv berührt hast.
Bei der Obduktion stellte sich heraus, das Lui´s ganzes Gehirn voll war mit Entzündungsherden, was uns nachträglich noch mal bestätigt hat, dass es mit Sicherheit eine Gnade war für Lui, ihn zeitnah zu erlösen.