Lieber alter Kimba, Du warst einer meiner Notfellchen, die ich auf der Liste hatte und für den ich dringend einen Platz suchen wollte. Einer der Garagenhunde und einer der Vergessenen.
Wie viele Jahre hat man Dir geklaut? Wie viele Jahre musstest Du Einsamkeit, Kälte, Hunger und Härte unter Deinen Artgenossen erleiden und auf jede Form von Freiheit verzichten? Oft hattest Du nicht mal Tageslicht.
Ob Du wohl je mal ein Zuhause hattest? Hat man Dich je mal lieb gehabt?
Ich weiß es nicht, ich wünsche es mir sehr, dass Dein Leben auch mal irgendeinen Sinn hatte und Du nicht einfach wie ein Sack Mehl nur über Jahre hinweg von A nach B geräumt wurdest. Und nie wurden die Bedingungen wirklich besser.
So richtig wahrgenommen habe ich Dich auch erst beim letzten Besuch: so ein ruhiger, hübscher und lieber Hund. Nie fordernd, aber dankbar für jeden Blick, für jeden Streichler und für jedes Leckerli. Kimba, ich habe viele schöne Bilder von Dir gemacht, ich habe Dir versprochen, im Januar bist Du bei den Glücklichen und wir werden Deine Menschen finden. Du bist einer derjenigen, der sich nie vorgedrängt hat, der immer geduldig abgewartet hat, bis er dran ist, bis man ihn von alleine sieht.
Da sind natürlich alle an Dir vorbeigezogen, die es geschafft haben, mit Bellen und anderen Verhaltensweisen auf sich aufmerksam zu machen. Du bist stets selbstlos in die zweite Reihe zurückgetreten.
Wie konnte man Dich nur übersehen? Keiner, der die Bilder anschaut von Dir, wird das verstehen können, ich bin sicher.
Aber zu spät ...
https://www.tiersinfonie.de/unsere-tiere/lichtspuren/item/57-kimba#sigProIddddf4f21bc
Ich bekomme langsam ein Gefühl dafür, wenn Ihr meinem Blick ausweicht, stoisch woanders hinschaut an mir vorbei, so als wolltet Ihr sagen: nee, mich nicht, nimm einen anderen. Ich habe bereits meine Entscheidung getroffen :-(
Es schmerzt, aber ich akzeptiere es. Wie oft hattest Du wohl schon in Deinem Leben die Hoffnung, dass es nun endlich anders wird und wie oft musstest Du das eine Gefängnis gegen ein anderes eintauschen?
Ich kann verstehen, dass Du nicht mehr vertrauen wolltest und auch nicht mehr konntest und Dir auch langsam die Kraft ausging mit Hinblick auf den nunmehr kalten Winter. Der wievielte eigentlich?
Es tut mir leid, Kimba, dass ich Dich zu spät wahrnahm, es tut mir leid, dass für Dich nur noch der Tod Erlösung und Gnade war. Ich danke Dir, dass Du somit den Platz für einen anderen Hund frei machst und ich verspreche Dir, es wird ein Hund sein, der auch immer unauffällig in der zweiten Reihe steht. Du wirst mir helfen, ihn zu finden.
Ana rief mich gestern früh an und sagte mir, dass Du zusammengebrochen bist und man Dich beim Tierarzt nur noch erlösen konnte. Herzattacke hieß es, gebrochenes Herz trifft es wohl eher.
Es ist der 07.12.2013, 9.00 Uhr.
Wir hatten nur eine kurze, intensive Begegnung vor etwas mehr als einer Woche und da hast Du Dich mir sehr eingeprägt, Du sanfter, lieber Hundeopa, und ich bin sehr traurig, dass Du gegangen bist, bevor die Menschen auf Dich aufmerksam wurden.
Lieber Kimba, ich wünsche Dir, dass Du nun Frieden gefunden hast, ich wünsche Dir Wärme und Liebe und ich verspreche Dir, dass ich in Zukunft noch mehr auf die ruhigen und stillen Hunde achten werde, damit auch sie gesehen werden können.
Und ich möchte, dass die Menschen von Dir wissen und von der verpassten Chance, wie gerne Du sie glücklich gemacht hättest. Es gibt so viele Kimbas da draußen, bitte macht auf sie aufmerksam und vergesst sie nicht.
Ruhe in Frieden, Kimba, und sei endlich glücklich, wo auch immer das sein mag.