Es gibt Nachrichten, die will man nicht in aller Herrgottsfrühe lesen. Die will man eigentlich gar nicht lesen. Zumindest nicht so. :-(
Ruca ist tot, er ist gegangen, ohne noch ein einziges Mal zu erfahren, was es heißt, ein liebevolles Zuhause zu haben.
Wir waren zu spät, trotz aller Bemühungen.
Es war auch nicht so, dass er keine Anfragen hatte, aber entweder ging es dann doch nicht, aus welchem Grund auch immer oder man konnte sich zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht entscheiden.
Ruca ist die Zeit davon gelaufen, wie sehr, wissen wir jetzt. :-(
Als ich im APAC-Tierheim war, machte ich genau ein einziges Bild mit meinem Smartphone und das war Ruca.
Er war für mich ein Notfall. Der Notfall?
Ich mache inzwischen vieles intuitiv, oft auch mit der Kamera.
War das der Hinweis? Habe ich es nicht ernst genug genommen?
Nein, er hat berührt, er wurde viel und oft geteilt und es gab sie ja, die Anfragen, aber am Ende sollte es dann doch nicht sein.
Es ist natürlich auch Quatsch, irgendwen dafür verantwortlich zu machen. Macht man natürlich geschwind, warum hat ihn x oder y nicht genommen, warum bin ich gerade voll?
Natürlich ist man geschwind wütend auf die ganze beschissene Situation. Aber in der traurigen Stille wird schnell klar, wir haben einfach nicht die Erlaubnis, jedem helfen zu dürfen und das bekommt man dann in dem Moment auch deutlich gesagt, wo man sich anschickt, etwas zu tun, was man nicht tun sollte.
Nachdem ich die Mail von Cristina noch mal gelesen habe, war auch klar, warum.
Es war nicht nur so, dass man ihm schon eine ganze Weile seine Schonkost kochte (Hühnchen mit irgendwelchen Zutaten), er hatte jemanden, die ihn liebte. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin (Patrocinia), sie kam jeden Tag ins Tierheim, um mit Ruca zu laufen.
Manchmal hat sie ihn auch übers Wochenende mit nach Hause genommen. Mehr ging leider nicht.
Sie liebte Ruca aus ganzem Herzen und er sie. Sie war sein Highlight des Tages, auf sie wartete er jeden Tag.
Sie sagte auch letzte Woche schon, dass er langsamer würde und nicht mehr so fit sei und auch keine rechte Lust mehr am spazieren gehen hatte. Am Wochenende war man dann mit ihm beim Tierarzt, weil es ihm noch schlechter ging. Man vermutete die alten Knochen und gab ihnen Schmerzmittel mit. Es waren aber nicht die Knochen.
Als sie gestern kamen, lag er sterbend in seiner Box und man konnte ihn nur noch zum TA bringen, um ihn zu erlösen.
Lieber Ruca,
es tut mir unendlich leid, dass wir nicht mehr für Dich tun konnten. Du warst so ein feiner, lieber, sanfter und wirklich vornehmer Hund. Ich fand es ganz furchtbar, Dich da so zu sehen.
Und so gerne wollte ich haben, dass Du irgendwo noch mal das volle Verwöhnprogramm bekommst und auch für Dich noch mal der Himmel voller Geigen hängt.
Vermutlich tut es das nun auch, nur nicht mehr in dieser Welt.
Ich bin froh, dass Du nicht alleine gehen musstest und Ana bei Dir war.
Dankbar, dass es, trotz der begrenzten Möglichkeiten, Menschen gab, die Dich liebten und die einiges taten, um Dir ein wenig das Leben zu versüßen. Vielen Dank dafür!
Und ja ich habe verstanden, Du warst Patrocinia´s Hund und sie hätte Dich gehen lassen, nur damit Du glücklich sein solltest. Aber Du hattest Dein Herz bereits verschenkt und wolltest Portugal gar nicht wirklich verlassen oder den vermutlich einzigen Menschen, der gut zu Dir war. Traurig und schön zugleich.
Komm gut rüber und ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du nun für all das, was Du hier Dein ganzes trauriges Leben lang hast vermissen müssen, einen gerechten Ausgleich auf der anderen Seite erfährst. Du hast trotzdessen, dass Du nicht in Deutschland angekommen bist, hier einige Menschen sehr berührt und hast Deine Spuren hinterlassen und jeder wird sicherlich daraus etwas lernen.
Da bin ich ganz sicher.
Mach es gut, mein kleiner Freund und sei endlich frei und glücklich. <3
Und mein spezieller Dank geht an Patrocinia, die die Sonne in Ruca´s grauen Alltag gebracht hat und die APAC-Leute, die das Bestmögliche für ihn getan haben.
Es ist schön, dass Ihr so mit dem Herzen dabei seid. <3
