Greta (Clarinha)

  • 12 .Mai .2017
Ein Tier, in dem dir die Liebe begegnet ist,
kannst du nicht wirklich verlieren,
auch wenn es sich wieder von dir trennen muß.
Denn es wird nicht gehen, ohne etwas von dir mitzunehmen
und etwas unsagbar Schönes in dir zurückzulassen:
Das stille Wissen, daß eure Seelen sich nun so nah sind wie nie zuvor.
 
 
Liebe Greta, 
ich weiß noch ganz genau, wie ich Dich zum ersten Mal gesehen habe, als Dich Olinda hinter sich herziehend zum "Fototermin" brachte. 
In Deinem Blick die blanke Panik...
Warst Du doch einen Tag vorher, gerade erst aus einem riesigen Tierheim gekommen, mit über 400 Hunden, wo Du 10 Jahre Deines Lebens verbringen musstest. In Bedingungen, ohne große Zuwendung, ohne Komfort und selten ausreichend Futter. Du gehörtest zu den Vergessenen, zu den Hunden, die da gestorben wären, ohne dass man sie je gesehen oder gekannt hätte. 
Eine alte Hundedame, inzwischen mit nun auch noch diesem panischen, aber auch flehenden Blick. Ich hatte so dringend das Bedürfnis, Dir als allererstes Deine Würde zurückgeben zu wollen. Ich habe Dich angesehen und wusste, ich kann Dir vertrauen und so habe ich Dich frei laufen lassen auf dem Grundstück von Ana. 
Erst noch voller Unsicherheit, aber dann mutig und freudig bist Du alles abgelaufen und hattest so einen Spaß an diesem Nachmittag. Wir haben dann natürlich für Dich und die anderen eine Leckerliparty steigen lassen. Futter und so tolles Futter - binnen Minuten fingen Deine Augen an zu leuchten und mutig machtest Du Dich dran, meine Tasche zu untersuchen und den Rest vom Nachmittag hinter mir herzulaufen. 
 
Leckerliparty <3       Da leuchten die Äuglein <3
 
Ich glaube, es war der erste sonnige und glückliche Nachmittag seit Ewigkeiten für Dich. Und ich dachte noch wie traurig, dass man Dich mit so wenig glücklich machen konnte. Und dann wollte man Dich wieder ins Auto bringen und kam mit der Leine, ich sah die erneute Panik in Deinen Augen und ich ahnte, was kommen würde. 
Im Laufe der Tierschutzzeit entwickelt man einen Blick für sowas und man kann es abmildern, aber leider nicht verhindern. Du hast Dich so reingesteigert in diese Panik, dass Du an Ort und Stelle einen epileptischen Anfall bekamst.
Damit war klar, dass Du nicht an die angedachte Stelle nach Deutschland gehen konntest und ich musste nur eine Sekunde überlegen, bevor ich Dir versprach zurückzukommen, wenn Du an Halsband / Geschirr gewöhnt bist und ich Dich holen komme zu mir. 
Niemals hätte ich zugelassen, dass Du zurück musst in dieses Tierheim und ich habe Dir erzählt, dass das Dein letztes Mal sein würde, wo Du mit Halsband und Geschirr laufen müsstest. Nur noch dieses eine Mal an den Flughäfen und danach nur noch, wenn Du es willst.
 
Am Flughafen in Portugal
 
So kehrte ich im Februar zurück nach Portugal und am 20. flogst Du mit uns nach Deutschland zurück. Was hatten wir alle Angst, dass es nicht gut gehen würde und ich sah Dich ja auch erst am Flughafen wieder. Olinda überlegte, Dir ein Beruhigungsmittel zu geben. Das habe ich abgelehnt, zum Glück. Damals hatte ich nur die Ahnung, das unbedingt verhindern zu müssen. Heute weiß ich es sicher. Das hättest Du nicht überlebt. :-( So sah ich Dich also am Flughafen wieder und war beruhigt. Unsere Blicke trafen sich nur kurz und ich wusste, wir schaffen es. Es war so selbstverständlich und klar, als wenn wir das jedes Jahr 3x machen. Mutig abwartend hast Du da gestanden und genau so habe ich Dich in Hamburg aus der Box geholt. Du lagst da ganz entspannt drin und hartest auf die Dinge, die da kommen. Dann erst mal rumlaufen, Füße vertreten und Wasser aus Pfützen saufen, bevor wir uns endlich auf den Heimweg machten. Britta hatte uns abgeholt und im Auto warst Du gut drauf und hast gerne alle möglichen Leckereien genommen.
Und dann warst Du endlich nach 12 Jahren zuhause. <3
Und wieder einmal zeigte sich, was da für unglaubliche Schätze in irgendwelchen Tierheimen dieser Welt vergessen und chancenlos leben müssen. Du warst so selbstverständlich hier, so als wäre es nie anders gewesen.
Die anderen Hunde? Kein Problem. Ich nicht stubenrein, spinnst Du? Natürlich bin ich stubenrein.. von der ersten Sekunde an hast Du sicher den Weg in den Garten gefunden und wieder rein. 
Liegepätze gleich gefunden und Stammplätze gesichert. Und auch die Plätze vor dem warmen Ofen hast Du schnell gefunden.
Aber ich glaube am genialsten fandest Du aber das Futter hier. Barf und schnell hattest Du auch die Futterzeiten drin. Da konntest Du die reinsten Bocksprünge machen und trippelste aufgeregt hin und her. Und ganz schnell warst Du bei denen die mir sagten das nun Zeit sei für Essen :-) 
Und es dauerte einen Tag, da hast Du herausgefunden, dass in unserem Garten auch manchmal Leckerchen wachsen, die man suchen durfte. Eine weitere große Leidenschaft von Dir, der Du sehr aufmerksam und ausdauernd nachgegangen bist. 
 
Leckerchen suchen      Lieblingsbeschäftigung - Leckerchen suchen <3
 
Schnell war klar, dass Du eine sehr freie und unabhängige Hündin sein wolltest. Streicheln eher nicht und andere Hunde sind o.k., dass sie da sind, aber an Freundschaften warst Du ( noch ) nicht interessiert und warst da lieber Einzelgänger und hast die Ruhe genossen hier. Auch nachts wolltest Du gerne Deine Ruhe haben und schliefst lieber in Deinem Bereich alleine. 
Ich erinnere mich noch, wie Du zum ersten Mal voller Freude durch den Garten gerannt bist, zum ersten Mal befreit gelächelt hast und mehr und mehr kam Dein Selbstbewusstsein und Dein Stolz zum Vorschein. 
Ach Greta, wir dachten, wir hätten noch deutlich mehr Zeit. Wir waren auf so einem guten Weg. Immer öfters bist Du mitgelaufen bis ans Auto, um dann doch wieder umzudrehen, ins sichere Grundstück ( wir haben hier extra eine Schleuse, damit die Hunde sicher ins Auto rein und raus kommen ) 
Ich war sicher, bald würdest Du mitkommen zum spazieren gehen. Langsam fingst Du an, Streicheleinheiten zu genießen und auch mal vorsichtig zu stupsen und Nachschlag zu verlangen. Du hast angefangen mit anderen Hunden deutlicher in einen Dialog zu treten und auch mal deutlicher Futter zu verlangen.
Du warst so unglaublich liebevoll und sanft, so eine weise Seele und so vornehm, niemals hättest Du gebissen, niemals geknurrt, irgendwas vom Tisch geklaut oder überhaupt irgendwas getan, mit dem Du irgendeinen auch nur im Ansatz verärgern könntest. 
Ich wollte Dich so gerne auch mal bellen hören, so gerne frei über Wiesen rennen sehen, Dir den Wald, die Seen und das Meer zeigen wollen. Ich war sicher, es würde Dir gefallen haben.
Du warst so schrecklich bescheiden, Dir war das wenige schon genug, regelmäßig Futter und einen warmen, trockenen weichen Platz zum Schlafen. Freiheit und Ruhe. 
Einer der unglaublich berührenden alten Hunde, der mich mehr als einmal zum Schlucken brachte. 
Ja, alles hatte sich hier so schön und selbstverständlich eingespielt und Du gehörtest hier so selbstverständlich dazu, dass uns das, was dann ab Montagnacht geschah, wirklich unvorbereitet und wie ein Donnerschlag traf. 
Am Montag war es abends noch so schön und wenn es schön war, bist Du abends mit uns allen noch mal in den Garten mitgegangen ( bei schlechtem Wetter nach dem Futter raus, pieseln, reinrennen und schlafen). Es war so ein friedlicher milder Abend, ewig hast Du noch mal alles abgesucht nach vergessenen Leckerchen. Bist voller Begeisterung durch die extra nicht gemähte Hundewiese gerannt mit dem vielen Löwenzahn. Alles war wirklich wie immer und ich freute mich darauf, mit Dir zusammen Deinen ersten schönen Sommer erleben zu dürfen. 
Mitten in der Nacht bellte Nori und zeigte damit wie immer zuverlässig an, dass was gar nicht mehr stimmte. Du liefst ruhelos hin und her, hattest erbrochen und auch etwas Kot abgesetzt. Ich konnte Dich gut beruhigen und ich vermutete einen Magen-Darminfekt. Dachte noch, Du musst dringend raus, aber auch Du hattest ja Angst vor der Dunkelheit. Und es ginge vielleicht um einen Konflikt stubenrein bleiben zu wollen ,aber Dich nicht überwunden zu können nach draußen zu gehen....... Irgendwann hast Du dann doch einen großen See abgesetzt und doch wurdest Du nicht wirklich ruhiger. Ach, was war ich doch naiv. 
Am Morgen warst Du dann ganz normal draußen, Futter ging auch noch gut. Ich hatte Dir vorsichtshalber Schonkost gegeben. In Deinem Korb im Büro kamst Du später endlich zur Ruhe und konntest schlafen. Und dann mitten im Schlaf brach die Hölle über Dich herein. Ein heftiger Epianfall und ich kann mich nicht erinnern, wann ich je ein Tier so schreien gehört hätte. :-( Ich konnte Dich da noch gut beruhigen mit meienr Nähe und dann verschlechterte sich Deine Situation von Stunde zu Stunde. Du warst vollkommen desorientiert, hast niemanden von uns mehr erkannt. Gott, in der ganzen Zeit hattest Du nicht einen Anfall, wie konnte ich nur so naiv sein und glauben, dass wir dieses "Epimonster" in Portugal gelassen hätten und das wenn man Dich zu nichts mehr zwingt alles gut sei? Gute Blutwerte sagen eben auch nicht immer alles.  :-(
Ich war nicht sicher, aber ich denke, Du hast nun auch nichts mehr gesehen. Draußen hattest Du keine Orientierung mehr und die Anfälle kamen immer wieder. Du hast Dich nicht mehr getraut zu schlafen und bist ruhelos auf und ab gewandert oder hast Dich vor Erschöpfung wo hingelegt und gejammert. Es war so ein wundervoller sonniger Tag und Du wolltest raus, warst aber damit völlig überfordert Liefst nur noch im Kreis und hättest nicht wieder alleine reingefunden. Aber das schlimmste war, dass Du nun auch Angst vor den Hunden und vor mir hattest. Mit letzter Kraft versuchtest Du zu fliehen und vor mir wegzurennen, wenn ich auf Dich zuging und Dir helfen wollte ins Haus zurück zu kommen. Alles, was wir bis dahin an Vertrauen erreicht haben, war weg und Du nur noch in Panik. :-(
Abends habe ich mich dann entschieden, Dich zu erlösen und habe die TA- Praxen abtelefoniert, aber ich hätte in die Tierklinik mit Dir gemusst, was ich auch machen wollte und Britta war schon auf dem Weg nach hier, damit ich los konnte. 
Und dann legtest Du Dich zum ersten Mal hin und ruhtest, ganz ruhig und kurz hatte ich wieder Verbindung zu Dir und wir entschieden zusammen, dass wir das nicht machen, es war nicht der richtige Zeitpunkt. Diese vermutlich eine letzte Nacht war nötig. 
Es gab eine längere gute Phase, da konntest Du fressen, endlich trinken. Hast uns wieder erkannt, konntest alleine raus und wieder rein und hast auch Deine vertrauten Plätze wieder erkannt. 
Und dann brachen die Anfälle mit voller Wucht über Dich herein, selbst wenn Du nicht versucht hast zu schlafen. Wir hatten alle eine Alptraumnacht, Du musstest Dich während den Anfällen übergeben, hast Mengen ausgeschieden und liefst gegen Wände und Möbel danach. Ich konnte Dich nicht mal trösten oder Dir beistehen, weil Du dann auch noch zu der Angst, die Du sowieso schon hattest, noch Panik dazu bekamst. Ich versuchte Dir den Raum zu halten, so gut es ging da zu sein, blieb im Abstand bei Dir und passte auf, dass Du Dich nicht auch noch verletzen konntest. Während eines Anfalls konntest Du Hilfe zulassen und so quälten wir uns durch die Nacht. Viele Male habe ich mich verflucht, nicht in die Tierklinik gefahren zu sein und hab mich entschuldigt bei Dir, Dich nicht erlöst zu haben. Und so wurde es Tag und auf einmal war alles gut und klar und ab nun selbstverständlich, Ich wusste, Du warst erst jetzt bereit und hast mir zu verstehen gegeben, dass Du nun gehen konntest und keine Kraft mehr hattest zu kämpfen. Es war nun klar, dass die Anfälle zentraler Natur waren, nachdem Du nun auch linksseitig eingeschränkt warst, Du Wasser und Futter nur noch rechts aufnehmen konntest und Du links immer mal wieder eingeknickt bist. Du warst ruhiger und ich wusste nun, dass alles richtig war wie es war. 
Ein letztes Mal musste ich Dich noch von draußen reinholen, weil Du verzweifelt Kreise im strömenden Regen liefst. Ein letztes Mal musstest Du verzweifelt um Dein Leben schreien, während ich Dich reintrug. Britta hat Dich dann kurze Zeit später ins Auto geleitet, das wir Dir schön gerichtet hatten. Alles war nun ganz ruhig und selbstverständlich. Bis ich am Auto war, hast Du geschlafen, endlich schliefst Du, wenn auch nur kurz. Wir wussten beide, der nächste Anfall würde nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin im strömenden Regen angekommen. Aber auch hier lief es jetzt, wir brauchten kein Halsband, kein Geschirr. Du durftest im Auto bleiben und der gefühlvolle Tierarzt mit der schnellen Auffassungsgabe war da, die richtige Sprechstundenhilfe- alle verstanden sofort und als Du dann kurze Zeit später Deinen nächsten Anfall bekamst, konnte er Dich kurz im Auto untersuchen, Dir sofort eine Beruhigungsspritze geben und Du kamst nach einem letzten kurzen wehren, wieder loslaufen zu wollen, endlich, endlich zur Ruhe. Am Mittwoch, den 10.05.2017 um 12.10 Uhr hörte Dein Herz auf zu schlagen und gerade als der TA noch mal kam, um Dein Herz abzuhören, kam die Sonne für einen kurzen Moment durch. Was für ein schönes Zeichen. (Klingt total kitschig, ich weiß, war aber genau so) Es war der richtige Zeitpunkt und ich konnte mein Versprechen halten und nun wenigstens dafür sorgen, dass Du friedlich diese Welt verlassen konntest und ich war sicher, das wäre in der Klinik nicht so friedlich abgelaufen. Es war gestern früh der richtige Zeitpunkt und nicht vorher, deswegen lief nun alles, wirklich alles nach Plan und alle waren genau auf dem Platz wo sie sein sollten. Und so kam zu der Traurigkeit auch Erleichterung für Dich und eine tiefe Dankbarkeit, dass wir am Ende doch wieder die Verbindung hatten wie am Anfang. Und ich verstanden habe, so desorientiert wie Du nachts warst, hättest Du nicht friedlich gehen können.
Greta, es tut mir so leid, dass Du nur noch so eine kurze Zeit hattest, aber ich weiß, Du hast diese kurze Zeit genossen und bist jetzt in einer besseren Welt und wir waren nur die Vorbereitung darauf. Es sei Dir aus tiefstem Herzen gegönnt. Es war mir eine Ehre, Dich auf Deine neuen Aufgaben vorzubereiten und wieder ein ganz klein wenig was gut machen zu können von dem, was Menschen Dir mit ihrer Ignoranz und fehlendem Mitgefühl angetan haben. Sei nun frei für was auch immer und weißt Du was schön ist? Du stirbst nun nicht als unbekannter und ungeliebter Hund. Dich kennen nun viele Menschen und Dich und Dein Schicksal wird sie auf die eine oder andere Weise berühren. Ich wünsche mir für Dich in positiver Hinsicht und vielleicht traut sich auch mal jemand anderes, ein ganz spezielles altes und weises Hundeseelchen wie Du es warst bei sich aufzunehmen. Auch wenn die Zeit kurz war, sie war intensiv Greta und wir vermissen Dich und Deine ganz spezielle Energie hier. Wir tragen Dich fest in unserem Herzen und auch Du wirst bald zurück zu uns kommen und Deine letzte Ruhestätte bei uns finden. Du warst einer unserer Hunde mit allen Privilegien und so bleibt es auch über den Tod hinaus.
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