Miro hatte resigniert und mit der Welt abgeschlossen.
Tagein, tagaus warten, auf was? Aus Tagen wurden Wochen, Monate und Jahre.
Ja, er hatte mal so etwas wie ein Zuhause, eine kurze Zeit in seinem Leben gab es ein echtes Zuhause bei einem älteren Mann. Der verstarb und Miro war wieder übrig und landete wieder im Tierheim. Ein kahler Zwinger, kein Auslauf, keine Abwechslung, kein gutes Futter.
Ein paar Hundekumpels und als einzigen Unterschlupf eine Hundehütte ohne Decke bei Wind und Wetter.
Erstaunlich zu sehen, wie auch das funktionierte und sich da tatsächlich vier große Hunde eine Hütte teilen können, wenn es sein muss. Hochsoziale Wesen eingesperrt in einen kleinen Zwinger.
Überall Fäkalien, wer will so leben?
Sie ertragen es tapfer, dieses verwahrt werden bis zum Tag X. In der Hoffnung, man setzt keinen falschen Hund dazu und es bricht aus heiterem Himmel ein Krieg über einen herein, den man so ausgeliefert nicht selten mit dem Tod bezahlt. Oder es passiert sonst etwas, eine Unfall, eine Krankheit und man kann diesen trostlosen Ort endlich verlassen. Es gingen schon so viele und kamen nie zurück...
Wo gingen sie nur alle hin?
Und dann kam auch Tag X für ihn.
Der coole Miro, der da im Eingang seiner Hundehütte lag und alle über sich drüber in die Hütte springen ließ, war sehr zögerlich, als sich für ihn die Tür ein letztes Mal öffnete. Er wusste, er würde nicht wieder zurückkehren an diesen Ort.
Auto fahren kannte er, aber baden, ne und was machten die Frauen da, die immer mal wieder kommen und gingen und immer ein paar Hunde mitnahmen?
Er hatte Angst und die Ohren gingen zurück und der Schwanz hing immer tiefer. Die Augen aufgerissen, da änderte auch die freundliche Stimmung nichts. Essen ging auch nicht mehr.
Man erzählte ihm, er dürfte nach Deutschland fliegen und er hätte eine Familie. Deutschland? Familie? Beides keine Begriffe, die er mit etwas Positivem verbinden konnte. Wie auch? Wieder in einer Box, ins Dunkle geschoben mit zwei Kollegen in einer anderen Box und Geräusche, die sich nicht zuordnen lassen? Und dann war es hell, wieder laut und man forderte ihn auf, seine Box zu verlassen. Und dann stürzten sich Menschen auf ihn, die ihn streichelten, sich freuten, ihn zu sehen, ihm Essen hinhielten...
Er stand da und ließ alles widerspruchslos über sich ergehen. Man zog ihm ein Sicherheitsgeschirr an und dann sollte er mit diesen Menschen in sein Zuhause gehen? Es fühlte sich unwirklich und komisch an. Genauso komisch wie die Reste des Kabelbinders, die rund um seine Box lagen. Er hatte alles schön durchgebissen und er hätte seine Box verlassen können, wenn er gewollt hätte - wie gesagt, hätte. ;-)
Nein, Miro ist ein braver Hund und er würde nichts tun, was man als guter Hund nicht tun darf. Und so ganz im Stillen hat er doch nie die Hoffnung aufgegeben, dass eines Tages noch etwas wirklich Aufregendes in seinem Leben passieren würde.
Und Miro, das habe ich gesehen, diesen letzten Blick als Du Dich umgedreht hast, um uns zu fragen, ob es wirklich in Ordnung ist, da jetzt mitzugehen.
Mit Tränen in den Augen habe ich Dir zugenickt und quittiert, dass die Ohren schon wieder fast oben und dein Schwanz auch schon wieder fast aufgerichtet war.
Jetzt habe ich Dir lächelnd hinterher geschaut und ja Miro, ich habe es genau gesehen, Dein Gang wurde bereits am Flughafen federnd und schon deutlich leichtfüßiger. :-)
Hab ab jetzt einfach Spaß, lass Dich so richtig verwöhnen, Du tapferer Superheld und ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen mit Dir, wo ich hoffentlich in das so typisch stolze und spitzbübische Podengogesicht sehe und mir Dein wacher und aufmerksamer Blick von Deinem neuen Leben erzählen wird. <3